Gesundheitsrisiken Zahnfleischentzündung: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Gesundheit beginnt im Mund. Gesunde Zähne und eine gute Mundhygiene haben Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden des gesamten Körpers. Beeinträchtigungen der Mundflora durch schädliche Bakterien können sich nicht nur in Form von Plaque ablagern und die Zähne schädigen, sondern über die Mundschleimhaut auch in die Blutbahn und in den übrigen Körper gelangen und dort zur Ursache von Erkrankungen werden. 

Gesundes Zahnfleisch ist ein wichtiger Bestandteil der Mundgesundheit. Es ist ebenso ein Indikator für eine gesunde Mundhygiene wie gerade und schöne Zähne. Als einziger oberflächlich sichtbarer Teil des Zahnhalteapparates (Parodontium) und der Mundschleimhaut bedeckt und schützt das Zahnfleisch die empfindlichen Zahnhälse sowie die Wurzelhaut vor dem Eindringen vom Fremdkörpern und Bakterien. Intaktes und gesundes Zahnfleisch bedeckt den unteren Teil der Zähne vollständig und füllt zu diesem Zweck auch die Zwischenräume zwischen den einzelnen Zahnhälsen und versiegelt diese gegen schädliche Stoffe. Außerdem sitzt es fest am Kiefer und sorgt dafür, dass die einzelnen Zähne nicht verschoben werden und auch beim festen Zubeißen ihre Position behalten. 

Die wichtigen Funktionen des Zahnfleisches machen es zu einem wesentlichen Bestandteil der Mundgesundheit und einer gesunden Mundflora. Schädigungen und Erkrankungen des Zahnfleisches äußern sich in einer Zahnfleischentzündung und können schwerwiegende Folgen für die Zahngesundheit und den Zahnerhalt haben. 

Inhaltsverzeichnis

Zahnfleischentzündung: Definition und Ursachen 

Die Zahnfleischentzündung, von Zahnärzten Gingivitis genannt, ist eine häufig auftretende Beeinträchtigung der Mundgesundheit. Sie entsteht durch bakterielle Ablagerungen, bei deren Abbau entzündliche Restprodukte entstehen. Sie schädigen das Zahnfleisch und können zur Lockerung und Rückgang führen. Es entstehen Taschen im Zahnfleisch, die die schädlichen Abbauprodukte in weiter unten liegende Regionen vordringen lassen. Das kann zu schwerwiegenden Schädigungen im Bereich des unteren Zahnhalteapparates und der Zahnhälse und Zahnwurzeln führen.

 Unbehandelt kann eine Zahnfleischentzündung sich zu einer Parodontitis entwickeln, umgangssprachlich oft Parodontose genannt. Die Parodontitis wird von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung definiert als „Eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates, dem immer eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) vorausgeht.“

Durch die Schädigung des Zahnfleisches in Form einer von Zahnbelägen ausgelösten Entzündung lockert sich das Zahnfleisch, löst sich vom Zahn, den es zuvor fest umschlossen hat und öffnet den Weg für die schädlichen Bakterien in die tieferen Schichten des Zahnhalteapparates, in die Zahnzwischenräume, zu den Zahnhälsen und schließlich auch zur Zahnwurzel. 

Der Übergang von der Gingivitis zur Parodontitis erfolgt üblicherweise in Schüben und kann je nach Veranlagung, persönlicher Mundhygiene und Schwere der Erkrankung Monate bis Jahre dauern. 

Als Ursachen nennen Zahnärzte vornehmlich schädliche Bakterien, Mikroorganismen. Sie lagern sich in Form von Plaque und Zahnstein auf den Zähnen in der Nähe des Zahnfleisches ab und lösen durch ihre Abbauprodukte Entzündungen aus. Auch virale Erkrankungen oder schlechtsitzende Zahnprothesen sind nicht selten die Ursache für eine Zahnfleischentzündung. Brechen neue Zähne durch, wie etwa die bleibenden Zähne bei Kindern oder die Weisheitszähne im Erwachsenenalter kann das Zahnfleisch dadurch ebenfalls gereizt und anfällig für Entzündungen sein. Ein erhöhtes Risiko für Zahnfleischentzündungen besteht bei Vitamin-C-Mangel, der sich in schwerwiegenden Fällen zu Skorbut entwickeln kann, einer Immunschwäche oder Abwehrschwäche, chronischen Bluterkrankungen wie Leukämie, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Mellitus oder starkem Konsum von Alkohol und Nikotin. In der Schwangerschaft kann es aufgrund der starken hormonellen Veränderungen im Körper zu einer Schwangerschaftsgingivitis kommen. 

Lange war eine schwerwiegende und anhaltende Zahnfleischentzündung der Vorbote eines Zahnverlustes. Die moderne Zahnmedizin hat diesem Bereich der Mundgesundheit deshalb verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet und Prophylaxen und Behandlungsmethoden entwickelt, mit denen eine schwerwiegende Zahnfleischentzündung nicht mehr zum Verlust eines oder mehrerer Zähne führen muss. 

Häufige Symptome: Eine Zahnfleischentzündung frühzeitig erkennen

Gesundes Zahnfleisch hat eine gleichmäßige hellrosa Farbe und eine leichte Wellenstruktur. Es umschließt die Zähne enganliegend und weist keine vereinzelten Schwellungen oder lockeren Stellen auf. Es lässt sich auch mit sanftem Druck nicht verschieben. Beim Zähneputzen ist gesundes Zahnfleisch schmerzunempfindlich und blutet nicht. 

Bei angegriffenem Zahnfleisch unterscheiden Zahnärzte zwischen einer akuten und einer chronischen Gingivitis. Auf eine beginnende oder akute Entzündung am oder im Zahnfleisch können verschiedene Symptome hindeuten. Entzündetes Zahnfleisch nimmt eine tiefrote Farbe an. Häufig weist es Schwellungen oder Bläschen auf und reagiert schmerzempfindlich auf Druck, zum Beispiel beim täglichen Zähneputzen durch die Zahnbürste. Bei Berührungen kann entzündetes Zahnfleisch spontan zu bluten beginnen. Ist der Schaum beim Ausspülen nach dem Zähneputzen mit Blut durchzogen, kann dies ein erstes Warnsignal sein, das beim Zahnarzt kontrolliert werden sollte. Auch starker Mundgeruch ist ein häufiges Anzeichen für ein Zahnfleischentzündung. 

Ist die Schädigung des Zahnfleisches bereits fortgeschritten und zu einer chronischen Gingivitis geworden, zeigt sich dies durch die Bildung kleiner Taschen am Zahnübergang. Oft ist auch zu beobachten, dass sich das Zahnfleisch aufgrund der Entzündung über den Zahnschmelz und das Wurzelelement zurückzieht und so die empfindlichen Zahnhälse freilegt. Diese reagieren dann schmerzempfindlich auf Druck, Hitze oder Kälte, zum Beispiel beim Essen. 

In diesem Fall besteht dringender Behandlungsbedarf, da die Schädigung ansonsten weiter in den Kiefer vordringen und dort irreparable Schädigungen verursachen kann. Eine Parodontitis mit einem Abbau des Zahnhalteapparates und des Kieferknochens mit daraus resultierendem Zahnverlust ist die häufigste Folge. Auch ein schmerzhafter und sich möglicherweise ausbreitender Mundabszess kann aus einer chronischen Gingivitis entstehen. In schwerwiegenden Fällen können die schädlichen Bakterien in die Blutbahn vordringen und dort das Immunsystem schwächen. Schädigungen im organischen Bereich bis zu einer Erhöhung des Risikos für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Diabetes Mellitus sind die häufigsten Begleiterscheinungen. 

Durch umfangreiche Prophylaxe vorbeugen

Im Sinne des Zahnerhaltes legen Zahnärzte großen Wert auf die Gesundheit des Zahnfleisches. Sie bieten umfangreiche Prophylaxen an, die Entzündungen und schwerwiegenderen Schädigungen vorbeugen können. 

Das wichtigste Element ist eine regelmäßige und gründliche Mundhygiene. Täglich mindestens zweimal mit einer professionellen Zahnbürste die Zähne putzen und dabei den Bürstenkopf innen und außen vom Zahnfleisch zum Zahn bewegen (von Rot nach Weiß), beseitigt Zahnbelag, in dem sich schädliche Bakterien verbergen. Zusätzliche Mundduschen und Mundspülungen mit antibakteriellen Lösungen unterstützen bei der Beseitigung schädlicher Zahnbeläge. Handelsübliche Mundspülungen sind für die Unterstützung der täglichen Zahnreinigung geeignet. Spezielle medizinische Präparate sollten nur gelegentlich vom Zahnarzt eingesetzt werden. 

Eine wertvolle Ergänzung zur täglichen Mundhygiene ist die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt. Sie sollte je nach Veranlagung zu Zahnbelag, Zahnstein und Parodontitis zwei- bis viermal pro Jahr durchgeführt werden. Der Zahnarzt beseitigt mit seinen professionellen Instrumenten auch festsitzende Zahnbeläge an schwer erreichbaren Stellen sowie Zahnstein, der ebenfalls das Risiko einer Zahnfleischentzündung erhöhen kann. Abschließend versiegelt er die Zähne mit einer speziellen Schutzschicht, sodass schädliche Zahnbeläge nicht mehr so leicht daran haften können. Die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung liegen je nach Umfang der in Anspruch genommenen Leistungen zwischen 50 und 150 Euro. Sie sind keine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkasse im Rahmen der Zahngesundheit. Viele Krankenkassen übernehmen jedoch anteilig oder sogar vollständig die Kosten für ein bis zwei professionelle Zahnreinigungen pro Jahr. Zum Teil sind sie ein Teil der freiwilligen Bonusleistungen, die Patientinnen und Patienten durch regelmäßige Besuche beim Zahnarzt in Anspruch nehmen können. 

Eine Zahnfleischentzündung professionell behandeln 

Eine frühzeitige und umfangreiche Prophylaxe ist die beste Möglichkeit, um einer Zahnfleischentzündung entgegenzuwirken. Sollte es doch zu einer akuten oder chronischen Schädigung des Zahnfleisches gekommen sein, ist eine Behandlung durch den Zahnarzt unerlässlich. Er stellt zunächst den individuellen Schweregrad der Entzündung sowie den Gesamtzustand der Mundgesundheit fest und ermittelt Ursachen für die Schädigungen. Anschließend kann er durch eine professionelle Zahnreinigung die betroffenen und umliegenden Stellen gründlich von der Verunreinigung befreien. Zuletzt kann ein antibakterielles Gel oder eine Salbe aufgetragen werden, um das Abklingen der Entzündung zu unterstützen. In schweren Fällen wird zusätzlich ein Antibiotikum verschrieben. 

Sind Verunreinigungen oder Schädigungen als Ursache für die Zahnfleischentzündung mit einer professionellen Zahnreinigung nicht zu entfernen, kommen in seltenen Fällen auch Laserverfahren zum Einsatz. Hierfür werden Betroffene häufig in eine oralchirurgische Fachpraxis überwiesen. 

Mit einer regelmäßigen und gründlichen Mundhygiene lässt sich einer Zahnfleischentzündung bestmöglich vorbeugen. Gesundes Zahnfleisch ist ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Mundgesundheit und schützt langfristig vor Schädigungen und Verlust der Zähne. 

Bildquelle:

Abbildung 1: @ kitthanes (#332080542) / Adobe Stock

Experte im Bereich Gesundheit, Ernährung & Medizin: Jürgen Wandler ist leidenschaftlicher Gesundheitstrainer sowie Experte im Bereich der Diätologie und Ernährungsmedizin. Da Ernährungsbedingte Erkrankungen von Jahr zu Jahr zunehmen, möchte er sein Wissen mit möglichst vielen Menschen teilen um einen Rückgang des Negativtrends verzeichnen zu können.

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