Wenn ein Paar über einen längeren Zeitraum hinweg ungewollt kinderlos ist, beginnt es meist irgendwann damit, nach den Ursachen zu suchen. Häufig lässt sich zunächst die Frau untersuchen, um mögliche Fertilitätsprobleme in Erfahrung zu bringen. Doch in 40 bis 50 Prozent der Fälle liegt die Ursache für das Ausbleiben einer Schwangerschaft beim Mann.
Medizinische Gründe für Unfruchtbarkeit
Ein entscheidender Faktor für die Fertilität eines Mannes ist dessen Spermienqualität. Die Hoden müssen zum einen eine ausreichende Anzahl an Spermien produzieren. Zum anderen müssen diese Spermien auch gesund und beweglich sein. Tatsächlich hat der Lebensstil der Mutter einen maßgeblichen Einfluss auf die Qualität der Spermien eines Mannes. So können Umweltgifte, Nikotin und Übergewicht vor und während der Schwangerschaft die spätere Fruchtbarkeit des ungeborenen Kindes beeinträchtigen. Doch auch im Laufe des Lebens gibt es verschiedene Auslöser für eine spätere Sterilität. Dazu gehören Infektionskrankheiten wie Chlamydien, ein Mangel an Testosteron, Tumore oder sexuelle Funktionsstörungen. Auch Durchblutungsstörungen können die Hoden schädigen und die Samenproduktion behindern. Glücklicherweise lassen sich viele dieser Probleme gut behandeln. So gibt es heutzutage Medikamente gegen Erektionsstörungen, die einem Mann seine sexuelle Freiheit wieder zurückgeben können. Einem Testosteronmangel lässt sich mit verschiedenen Mitteln beikommen. Sind die natürlichen Alternativen ausgeschöpft worden, ohne dass der gewünschte Effekt eingetreten ist, gibt es auch bei Männern die Möglichkeit einer Hormonbehandlung.
Lebensstil und Umweltfaktoren
Das Fortpflanzungssystem ist äußerst sensibel gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen wie Schadstoffen oder Umweltgiften. So können spezielle Lebensmittelzusätze, Weichmacher oder Gifte in der Kleidung zur Unfruchtbarkeit führen. Vor allem die Stoffe Bisphenol A und Phthalate sollen durch ihre hormonähnliche Wirkung die männliche Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Außerdem kommt es vor, das Trinkwasser mit künstlichen Hormonen belastet ist – beispielsweise durch hormonelle Verhütungsmittel, deren Wirkstoffe in den Trinkwasserkreislauf gelangt sind. Auch diese können bei einer hohen Konzentration zur Unfruchtbarkeit führen. Davon abgesehen gibt es auch viele Lebensstil-Faktoren, auf die jeder Mann einen Einfluss hat. So helfen eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, wenig Stress und regelmäßige Entspannung dabei, die Fruchtbarkeit zu fördern und aufrecht zu erhalten. Verschiedene Nährstoffe sind außerdem dazu geeignet, die Spermienqualität zu verbessern. Insbesondere Genussgifte wie Alkohol und Nikotin sollten vermieden werden, um die Chancen zu erhöhen, schwanger zu werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Tatsächlich gibt es viele Fälle, in denen eine Veränderung des Lebensstiles einen großen Unterschied in Bezug auf die männliche Fruchtbarkeit macht. Bleiben die erwünschten Erfolge daraufhin immer noch aus, gibt es verschiedene medizinische Therapiemöglichkeiten. Um diese in Anspruch zu nehmen, ist zunächst eine umfangreiche Beratung bei einem Urologen oder Reproduktionsmediziner sinnvoll. Auch Kinderwunschzentren können oft wertvolle Hilfestellungen leisten. Für den Fall, dass trotz Behandlung der Sterilitätsursachen die Fruchtbarkeit dennoch eingeschränkt ist, gibt es einige weitere Schritte, die eingeleitet werden können.
Sind die Spermien nur leicht eingeschränkt, kommt die sogenannte Insemination in Frage. Dabei werden die Spermien zunächst durch Masturbation gewonnen. Anschließend werden sie künstlich aufbereitet. Es gibt verschiedene Techniken, die reife und schnelle Spermien identifizieren sowie wenig geeignete Spermien aussortieren können. Schließlich spült man jene Spermien, die am besten geeignet sind, mit einem Katheter direkt in die Gebärmutterhöhle. Alternativ kommt auch die testikuläre Spermienextraktion in Frage. Hierbei werden mittels einer sogenannten Hodenbiopsie die Spermien direkt aus dem Hodengewebe entnommen.
Ist die Insemination nicht erfolgreich, gibt es die Möglichkeit, eine künstliche Befruchtung vorzunehmen. Dazu gehören die beiden Verfahren In-Vitro-Fertilisation und Intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Bei der In-Vitro-Fertilisation werden die Spermien zunächst aufbereitet und anschließend in einem Reagenzglas mit den Eizellen zusammengebracht. Nach der erfolgreichen Befruchtung injiziert man schließlich den Embryo in die Gebärmutter. Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion werden die Spermien einzeln ausgewählt und in die Eizelle injiziert. All diese Verfahren sind mittlerweile gut erprobt und in vielen Fälle von Erfolg gekrönt.
Rückschläge gemeinsam meistern
Ein unerfüllter Kinderwunsch – egal, welche Ursachen er hat – kann für Paare zu einer echten Zerreißprobe werden. Oftmals belastet er eine Paarbeziehung ab einem bestimmten Punkt sehr. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, Entscheidungen gemeinsam zu treffen und an einem Strang zu ziehen. Insbesondere weil Fertilitätsbehandlungen nicht selten mit vielen kräftezehrenden Arztbesuchen und finanziellen Belastungen verbunden sind, sollten beide Partner sich einig sein. Besonders wichtig in einer so aufreibenden Zeit sind gegenseitiges Verständnis und offene Gespräche. Manchmal kann es auch hilfreich sein, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, wohlmöglich keine Kinder bekommen zu können. Auch wenn es anfangs schwer sein mag – es gibt andere erfüllende Lebensentwürfe. Und diese Alternative innerlich zuzulassen kann Stress reduzieren und dazu führen, dass die Beziehung wieder unbeschwerter und liebevoller wird.